Bild: Leo Rivas auf Unsplash.com
Beim Praktizieren von Achtsamkeit entsteht Wachheit, Bewusstheit, die wie Licht auf etwas Unbekanntes, Unentdecktes scheinen kann. Dieses Achtsamkeitslicht beleuchtet unser inneres System und dieses System entwickelt wiederum Reaktionen, wenn Licht dort hinkommt. Das kann Abwehr sein oder Sehnsucht oder verschiedene andere Reaktionen. Persönlichkeitsanteile, die sich versteckt gehalten haben, reagieren vielleicht mit Abwehr. Teile, denen wir uns noch nicht zugewandt haben, wollen Aufmerksamkeit und beanspruchen Raum. Die IFS-Elemente in der Integrativen Achtsamkeit dienen dazu, die innere Struktur im System der Achtsamkeit Praktizierenden und Lehrenden zu klären und mehr Raum für inhärente Selbstqualitäten zu schaffen.
Das eine ist, dass wir mit diesen Reaktionen umgehen müssen, weil es auch herausfordernd sein kann, wenn Dinge hochkommen, die bisher nicht im Vordergrund waren. Dann kann es passieren, dass bestimmte Anteile gewissermaßen die Leitung übernehmen und es zu reaktiven Handlungen kommt oder jemand gänzlich aus so einem Zustand heraus agiert.
Immer mehr Studien berichten inzwischen auch über negative Auswirkungen der Achtsamkeitspraxis und diese könnten damit zusammenhängen, dass oftmals Reaktionen und Erfahrungen der Praktizierenden nicht in Begleitung besprochen werden. Coaching oder Selbsterforschung in Begleitung scheint hier also sinnvoll, um das, was in der Praxis auftauchen kann, besser zu verarbeiten und zu integrieren.
Jeder Impuls, der auf ein System trifft, erzeugt eine Reaktion im System und dadurch wird ein Prozess in Gang gesetzt: Wachstum und Veränderung können entstehen, eventuell auch die Notwendigkeit, sich dem vorher Verborgenen zuzuwenden. Dieser inneren Antwort trägt die Integrative Achtsamkeit Rechnung und kann hierzu Unterstützungsmöglichkeiten anbieten.
Ein weiterer Aspekt, auf den in der Integrativen Achtsamkeit Wert gelegt wird, ist das Körpergewahrsein in Verbindung mit dem Wissen, dass wir über den Körper mit tieferen Erfahrungen des Daseins in Kontakt kommen können. Die Sicht auf den Atemprozess ist in der Integrativen Achtsamkeit zusätzlich angelehnt an die klassische Atemarbeit, bei der Qualitäten, die dem Atem innewohnen, wahrgenommen werden. In der Wahrnehmung des Atemflusses können existentielle Tiefenschichten erfahren werden. Es kann spürbar werden, dass darin mehr enthalten sein kann als eine rein physische Wahrnehmung einer Körperfunktion. Der innewohnende geistige Aspekt des Menschseins wird in vielen Traditionen mit dem Atem verankert, dem Lebenshauch.
In der Integrativen Achtsamkeit wird auch die Wirkung nach außen bedacht, – dass wir nicht wie mit Scheuklappen durch die Welt gehen, sondern antwortend, – dass die Responsivität auf die lebendige Umgebung, die Natur und andere Menschen nicht ausgeblendet werden. Über den Atem kann auch eine Qualität des Verbundenen wahrgenommen werden, über ihn sind wir mit der Natur und der Umgebung in Austausch — schließlich bekommen wir das, was uns in der Luft nährt, von den Pflanzen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, der Welt und der eigenen Erfahrung mit Offenheit zu begegnen. Jeder Bewusstseinsaspekt, der entdeckt wird, eröffnet neue Möglichkeiten, die Existenz in ihren Höhen und Tiefen wahrzunehmen. Daher ist es weder sinnvoll noch möglich, vorab zu definieren, wie eine Erfahrung ablaufen wird – weil es dann nicht die eigene Erfahrung ist, wenn ihr schon von vornherein eine Grenze gesetzt wird. Jeder Atemzug kann in die offene Weite führen, in der es keine Stufen, Qualitäten und Merkmale gibt. So äußerte auch die Zen-Lehrerin Toni Packer, das Gewahrsein habe kein System.
Die Bewusstseinsfähigkeit ist eng mit der Energiestruktur oder Energiesituation im Körper verbunden. Von daher macht es Sinn, dass Körperenergiearbeit und Übungen zur Selbstunterstützung Teil der Integrativen Achtsamkeit sind.
Sprechen über die Erfahrung im Kontakt bewirkt eine andere Integration auch über Resonanzphänomene. Deshalb ist die Arbeit im achtsamen Dialog hilfreich. Gleichzeitig wird durch die Stärkung des Selbst eine „neue Mitte“ für Lebensgestaltung und Heilung geschaffen. Das kann auch dazu führen, dass man die Bewusstseinskraft, die sich im Körper gesammelt hat, in sein alltägliches Handeln einfließen lässt. Die Integration unserer Wesensanteile, auch der versteckten, verloren geglaubten oder verletzten, wird erheblich gefördert.
Grundanliegen der Integrativen Achtsamkeit ist die Entfaltung einer sich selbst und ihrer Mitwelt zugewandten, empfindungsoffenen Persönlichkeit.
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Grundanliegen der Integrativen Achtsamkeit ist die Entfaltung einer sich selbst und ihrer Mitwelt zugewandten, empfindungsoffenen Persönlichkeit. Dieser Artikel von Katharina Martin und Anna Martin zeigt auf, welche Aspekte und Prozesse zur Integrativen Achtsamkeit gehören und wie sie zu einer umfassenden und heilsamen Persönlichkeitsentwicklung beitragen können.
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Bild ganz oben: Leo Rivas auf Unsplash.com